Cuffing Season Handschellen vor Kamin in Hütte im Winter

Wenn die Tage wieder kürzer und kälter werden, sehnen sich viele Menschen nach einem gemütlichen Miteinander – am besten mit Partner*in. „Cuffing Season“ beschreibt die Zeit während der Wintermonate, in der Menschen verstärkt nach romantischen Beziehungen suchen. Der Begriff leitet sich vom englischen Wort „cuff“ ab, das in diesem Zusammenhang bedeutet, sich an jemanden zu „binden“, so als würde man mit Handschellen aneinander gekettet sein. Diese Beziehungen sind oft saisonal bedingt und lösen sich im Frühling oder Sommer wieder auf. Während der „Cuffing Season“ tendieren Menschen dazu, Beziehungen einzugehen, um die kalten Monate nicht allein zu verbringen. Was steckt da wirklich dahinter?

Gemeinsame Zeit schenken oder Druck von außen?

Obwohl „Cuffing Season“ kein streng wissenschaftlicher Begriff ist, gibt es Hinweise darauf, dass saisonale Muster in menschlichen Beziehungen existieren, die diesem Konzept zugrunde liegen könnten.

Menschen zeigen saisonale Schwankungen im Hormonspiegel, im Verhalten und in der Wahrnehmung. Die Studie von Pawlowski & Sorokowski zeigte, dass sich die Einschätzung der Attraktivität von Frauen durch Männer ebenfalls saisonal ändert. […] Die höchsten Werte für die Attraktivität wurden im Winter und die niedrigsten im Sommer vergeben.

Nun könnte man auch annehmen, dass um Weihnachten herum das Gefühl aufkommt, eine andere Person beschenken und verwöhnen zu wollen, da wir uns generell großzügiger zu dieser Zeit fühlen. Vielmehr scheint aber ein Druck zu entstehen, in Partner*innenschaft zu sein, der vor allem durch Werbung, Film und Fernsehen, Social Media und das persönliche Umfeld geschaffen wird. Liebeskomödien oder die Frage am Essenstisch nach „Warum bist du eigentlich noch Single?“ sind da nur zwei gängige Beispiele.

Wenn dieser Druck zu einer Belastung wird oder Sie sich fragen, ob Sie bestimmten Normen und Vorstellungen entsprechen (müssen), kann es auch hilfreich sein, dies genauer in einer Beratung zu erörtern.

kuschelndes schwules Paar

Vereinzelt bringen Studien zum Vorschein, dass depressive Symptome von Menschen saisonalen Schwankungen unterliegen und sie eine stärkere Sehnsucht nach sozialer Bindung im Winter verspüren. Diese Faktoren könnten dazu führen, dass in diesen Monaten häufiger romantische Beziehungen gesucht werden.

Expert*innen sind skeptisch

Schaut man sich zusammengefasste Analysen und Reviews genauer an, können die Annahmen über saisonale Gefühlsschwankungen und Verhalten nicht explizit bestätigt werden. Zusammenhänge können auftreten, nicht immer sind aber Jahreszeiten oder das Wetter – oder im Speziellen die Winterstimmung – auch als Kausalität anzusehen. Die Evidenz für „Cuffing Season“ beruht eher auf Anekdoten.

Soziale Events und das mediale Bild von „Kuscheln geht nur gemeinsam“ können dazu führen, dass der Wunsch nach einer Beziehung wächst. Gründet sich diese Beziehung jedoch nur auf dem Bedrüfnis, nicht allein sein zu wollen, ist sie oftmals nur von geringer Dauer. Langfristige und aufrichtige Partner*innenschaften erfordern Geduld und Investitionen in Form von Zeit, Nähe, Interesse und Kommunikation. Wenn Sie dies durch den Winter und bis über den Frühling hinaus bringt, umso schöner. Wenn nicht, war es vielleicht wenigstens ein nettes Abenteuer.

Quellen