Coaching, Paar- oder Eheberatung und Paartherapie sind drei verschiedene Ansätze zur Unterstützung von Individuen und Paaren, um ihre Beziehungen zu verbessern, Herausforderungen zu bewältigen und persönliches Wachstum zu fördern. Häufig werden die Begriffy synonym verwendet. Neben einigen Gemeinsamkeiten unterscheiden sich die Ansätze jedoch in ihren Schwerpunkten, Methoden, Qualifikationen und Zielen.
Coaching
Im Wesentlichen geht es beim Paarcoaching darum, Paaren Werkzeuge, Strategien und Einblicke zu vermitteln, um ihre Beziehung zu stärken und an bestehenden Problemen zu arbeiten. Ein Paarcoach fungiert in der Regel als neutraler, professioneller Begleiter, der den Prozess lenkt und keine konkreten Lösungsvorschläge anbietet. Dabei werden Fragen gestellt, um Reflexionen oder bereits vorhandene Ressourcen anzuregen.
Einige Coaches arbeiten mit von ihnen selbst entworfenen Methoden oder Arbeitsblättern. Nicht immer ist dabei die Passung zum Paar sichergestellt. Paarcoaching ist nicht für alle Arten von Beziehungsproblemen geeignet. In einigen Fällen, insbesondere bei tieferliegenden emotionalen oder psychologischen Problemen, könnte eher eine Paartherapie oder individuelle Beratung angebracht sein.
Synonyme, unter denen Coachingangebote zu verstehen sind: Paarcoaching, Beziehungscoaching, Sexcoaching.
Ehe- oder Paarberatung
Eheberatung konzentriert sich speziell auf Ehepaare, Paarberatung bezieht auch alle anderen Beziehungsformen mit ein. Ehe- und Paarberatung zielen darauf ab, die Beziehung zu stärken, Intimität und Verständnis zu fördern sowie Werkzeuge und Strategien für eine gesunde und erfüllende Partnerschaft zu vermitteln.
Meist wird die Beratung erst bei akuten Problemen oder Krisen aufgesucht. Sie kann aber auch präventiv (z. B. bei gemeinsamen Entscheidungen) eingesetzt werden. Eheberatung findet oft auch im Trennungsjahr statt und kann eine Scheidung begleiten. Im Englischen findet sich das Synonym „Counseling“ als Obergbegriff für diverse Beratungsangebote.
Paartherapie
Paartherapie verbinden die meisten Menschen mit dem „letzten Versuch“ eine Beziehung zu retten. Die Erfolgschancen hängen dabei von diversen Faktoren ab. Der Begriff „Therapie“ wird von vielen auch mit psychischen Störungen assoziiert. Tatsächlich kommt es vor, dass ein*e Partner*in (oder beide) unter einer Erkrankung leidet und dann eine Paartherapie für die gemeinsame Unterstützung aufgesucht wird.
Grundsätzlich erweckt die Berufsbezeichung Therapeut*in zunächst einmal einen psychologischen oder ärztlichen akademischen Hintergrund. Das ist in der Realität aber häufig anders. Als psychologische*r Psychotherapeut*in oder Psychiater*in dürfen sich in Deutschland nur Menschen bezeichnen, die eine langjährige psychologische oder ärztliche Fachausbildung durchlaufen haben. Daneben gibt es noch Heilpraktiker*innen für Psychotherapie, bei denen für den Erwerb des Titels ein Test beim Gesundheitsamt nötig ist.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Coaching, Beratung und Therapie können sowohl präventiv als auch bei akuten Problemen eingesetzt werden. Das Wohlbefinden aller Beteiligten steht dabei im Vordergrund sowie die Hilfestellung und Begleitung des Prozesses durch einen oder mehrere Beratende. Die Arbeitsform kann sich unterscheiden und damit auch angebotene Hilfekonzepte und Lösungsstrategien.
Die Wirksamkeit aller drei Ansätze hängt von der Qualifikation und Erfahrung der Fachleute ab, die sie anbieten. Die Ausbildungskriterien unterscheiden sich erheblich. Coach, Therapeut*in oder Berater*in darf sich in Deutschland erstmal jede*r nennen. Auch Paartherapeut*in oder Sexualtherapeut*in sind keine gesetzlich geschützten Begriffe. Daher ist es mitunter schwer, professionelle Angebote von minderwertigen zu unterscheiden. Schauen Sie sich Websites oder LinkedIn-Profile der Anbietenden genau an und achten Sie im Erstgespräch und weiteren Arbeitsprozess darauf, dass Ihr persönliches Anliegen ernstgenommen wird.
Klinische Hilfesysteme
Die folgende Übersicht stammt aus Ludewig (1992) und wurde durch von Schlippe & Schweitzer (1996) ergänzt. Sie soll Ihnen eine Hilfestellung bieten, um je nach Auftrag die passende Anlaufstelle ausfindig zu machen.
Typ | Grund des Leidens | Hilfestellung | Dauer | |
---|---|---|---|---|
Anleitung | „Hilf uns, unsere Möglichkeiten zu erweitern!“ | Fehlen oder Mangel an Fertigkeiten | Zurverfügungstellen von Wissen | Offen |
Beratung | „Hilf uns, unsere Möglichkeiten zu nutzen!“ | Interne Blockierung des Systems | Förderung vorhandener Strukturen | Begrenzt, je nach Umfang des Auftrags |
Begleitung | „Hilf uns, unsere Lage zu ertragen!“ | Unabänderliche Problemlage | Stabilisierung des Systems durch fremde Struktur | Offen |
Therapie | „Hilf uns, unser Leiden zu beenden!“ | Veränderliche Problemlage | Beitrag zur (Auf-)Lösung des Problemsystems | Als Vorgabe begrenzt |
Selbstentdeckung | „Hilf mir, mich besser kennen zu lernen!“ | Kein akuter Problemdruck | Bereitstellung therapeutischer Kompetenz | Offen, frei vereinbart |
Quellen
- Systemische Therapie (Ludewig, 1992)
- Lehrbuch der systemische Therapie und Beratung (von Schlippe & Schweitzer, 1996)
- Thomas Reyer: Systemische Arbeitsformen (2016)
- Fotos: mrsiraphol (Freepik), Nick Fewings, Kelly Sikkema (Unsplash)