In der Berliner Zeitung erschien am 05. Juli 2023 ein Artikel über die Arbeit von Sex-Coaches, im Speziellen über Britta Kunze, die über ihre Arbeit und Kurse zu Themen wie Lustlosigkeit, Pornosucht oder Blockaden spricht.
„Wer weniger als zehn Mal im Jahr Sex hat, lebt in einer sexlosen Beziehung!“
Britta Kunze gegenüber der Berliner Zeitung
Während die Einleitung noch recht reißerisch daherkommt, wird diese Äußerung im Verlauf des Artikels etwas aufgefangen: „Es gibt auch Paare, die haben gar keinen Sex und können sich damit arrangieren. Dann ist das auch okay.“
Undurchsichtige Landschaft
Ich wurde um eine Einschätzung zur Ausbildungslandschaft von Coaches und Sexualtherapeut*innen gebeten. Tatsächlich ist dieses Feld nicht gesetzlich oder institutionell geregelt wie z. B. bei psychologischen Psychotherapeut*innen.
Der Berliner Psychologe Tobias Herrmann-Schwarz, niedergelassener Paartherapeut und Sexualberater in Charlottenburg, findet das schwierig, da sich „jeder Sexualtherapeut nennen kann, auch wenn er kein ausgebildeter Psychologe oder Psychotherapeut ist“, sagt er.
Berliner Zeitung, Nr. 153, 2023
Das bedeutet für Ratsuchende immer ganz genau hinschauen. Wie sich Sexualcoaching, Sexualberatung und Sexualtherapie ähneln – aber auch voneinander unterscheiden, ist für die meisten Menschen nicht ganz klar. Das wird zum Problem, sobald man bei unseriösen Angeboten landet, Traumata reaktiviert werden oder gar neu entstehen und es am Ende nur darum geht, den Leidenden das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Der Markt ist von Coaching-Angeboten, besonders im Bereich Partnerschaft, Liebe und Sex, überschwemmt. Im Artikel heißt es weiter: „Die Leute wollten wissen, wie sie ihre Sexualität verbessern könnten, und dabei werde auch enormer Druck erzeugt.“ Wenn dann ein Hilfs- oder Heilversprechen im Raum steht, neigt man schneller dazu, es auch anzunehmen.
Zusammenfassung & Tipps
- Realistisch bleiben bei der Vorstellung der Häufigkeit von Sex – auch keinen Sex zu haben oder haben zu wollen, ist ok.
- Hinter Coaching-Angeboten steckt keine gesetzlich geregelte Ausbildung. Daher genau hinschauen, wer welche Inhalte und Methoden anbietet und Seriosität prüfen (z. B. abgeschlossenes Psychologie-Studium).
- Im Zweifel immer zuerst mit der Hausarztpraxis kurzschließen oder Psychotherapie in Anspruch nehmen.
Foto: Hidde Schalm (Unsplash)